Ab jetzt werden wir immer mal wieder über interessante Fortbildungsveranstaltungen berichten, die unsere Lehrkräfte besucht haben. Wir starten mit dem Bericht von Marcel Roder über seine Fortbildung in Berlin:
Wie der Titel des fünftägigen Seminars „Madame Europa häutet sich – die Neuerfindung des Kontinents im Zeichen der Krise“ schon erahnen lässt, wurde in der Veranstaltung ein kritischer und stellenweise auch ernüchternder Blick auf den Zustand Europas geworfen.
Im Bereich Wirtschaft wurden uns in Gesprächen mit unterschiedlichen Referent*innen (u.a. Ulrike Herrmann als Wirtschaftskorrespondentin der Tageszeitung taz) die Zusammenhänge der Euro-Krise verdeutlicht und die daraufhin durch die EU vorangetriebene Sparpolitik kritisch hinterfragt. Der Waliser Jon Worth, der einen Blog zu EU-Themen betreibt (https://jonworth.eu/) konnte uns eindrucksvoll über die Hintergründe des nahenden Brexits und den Auswirkungen auf britische Bürger berichten.
Am nächsten Seminartag trafen wir Referent*innen, die sich ehrenamtlich für unterschiedliche Aspekte Europas engagieren. Während Sea-Watch und Fridays for Future allen bekannt sein werden, trifft dies für den im künstlerischen und sozialen Bereich tätigen „Club der polnischen Versager“ (http://www.polnischeversager.de/) nicht zu.
Ein weiteres Highlight war der Besuch einer Redaktionssitzung der taz. Schon sehr spannend, wie Entscheidungen in einem genossenschaftlich organisierten Zeitungsverlag getroffen werden. Ebenfalls interessant waren die Ausführungen der Redakteurin Malene Gürgen, die gemeinsam mit anderen europäischen Autoren ein Buch über den in Europa erstarkten Rechtspopulismus verfasst hat.
Am vorletzten Tag durften wir im Europäischen Haus (https://erlebnis-europa.eu/) selbst in einem Rollenspiel aktiv werden. Als Abgeordnete unterschiedlicher Parteien des Europäischen Parlaments sollten wir über einen Gesetzesantrag abstimmen – in unserem Fall eine Gebühr für Coffee to go Becher. Der Antrag wurde übrigens aus unterschiedlichen Gründen abgelehnt.
Als Abschluss des Seminars wurde von uns eine Zukunftswerkstatt zum Thema Europa durchgeführt. In einem Prozess mit drei Phasen erstellten die Gruppen Handlungsempfehlungen zur Weiterentwicklung Europas. Auffällig war, dass in allen Gruppenergebnissen die Erfordernis von institutionellen Reformen der EU auftauchte, um den politischen Einfluss der EU-Bürger zu vergrößern und mehr Transparenz zu schaffen.
Mein persönliches Fazit ist, dass die EU stärker ins Bewusstsein rücken muss. Statt das Thema wegen der gegeben Problematiken zu meiden, sollten die vorhandenen Angebote, z.B. das Erasmus-Programm im Bildungsbereich oder der Kontakt zu Europa-Abgeordneten, genutzt werden.