Schülerinnen und Schüler unserer HBF– und BF2-Klassen besuchten am 27. August 2018 die Dokumentation GOD IS NOT WORKING ON SUNDAY im Lux-Kino in Frankenthal. Die Dokumentation begleitet die beiden ruandischen Aktivistinnen Godelieve und Florida dabei, wie sie sich gemeinsam dafür engagieren, die Traumata des Völkermords von 1994 zu überwinden und für sich und andere Frauen ein selbstbestimmtes Leben zu schaffen. Sie tun dies, indem sie Aktivitäten und Trainings für einzelne Frauen, Kinder von Vergewaltigungsopfern und ganze Gemeinden organisieren, mit Überlebenden ebenso wie mit Tätern. In über fünf Jahren Arbeit hat sich die Regisseurin Leona Goldstein der Frage angenommen, wie eine Gesellschaft, in der Täter und Opfer noch immer Nachbarn sind, wieder zusammen finden kann. Der Titel des Films spiegelt die Überzeugung der Frauen wider, dass Ruanda nicht einfach auf andere Kräfte warten könne, damit diese eine bessere Zukunft für sie aufbauen – ganz gleich, ob göttliche oder die der Regierung. Vielmehr müssten die Menschen ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Der Film ist ein Plädoyer dafür, politisch aktiv zu werden und für die Notwendigkeit des Sprechens über Dinge, die unaussprechlich erscheinen.
Die Schülerinnen und Schüler erhielten zur Vorbereitung auf den Film ein Infoblatt, das sie über Hintergründe der Filmhandlung informierte. Ein wesentlicher Punkt in diesem Zusammenhang ist der Völkermord in Ruanda, der am 6. April 1994 begann und bis Mitte Juli 1994 andauerte. Die Gewalttaten kosteten circa 800.000 bis 1.000.000 Menschen das Leben. In knapp 100 Tagen töteten Angehörige der Hutu-Mehrheit etwa 75 Prozent der in Ruanda lebenden Tutsi-Minderheit sowie Hutu, die sich am Völkermord nicht beteiligten oder sich aktiv dagegen einsetzten. Für das Verständnis der Dokumentation war weiterhin wichtig, zu erfahren, dass als Folge des Genozids 70 Prozent der Bevölkerung weiblich sind. Viele der Männer, die nicht geflohen waren, wanderten als verurteilte Völkermörder ins Gefängnis. Viele der Frauen, die ihre Angriffe überlebt hatten, waren vergewaltigt, verstümmelt oder wissentlich mit Aids infiziert worden. Den hohen Anteil von Frauen an der Gesamtbevölkerung konnten diese nutzen, um ihren Einfluss auf das öffentliche Leben zu stärken. Inzwischen stellen sie 64 Prozent der Politiker im Parlament, besetzen 40 Prozent der Ministerposten und die Hälfte der Richter am Obersten Gerichtshof.
Neben solchen Infos erhielten die Schülerinnen und Schüler Beobachtungsaufträge zur Dokumentation, die anschließend im Unterricht besprochen wurden. Ein Highlight des Kinobesuchs war die Anwesenheit der Editorin des Film, Clara Grözinger, die sich den Fragen der Schülerinnen und Schüler stellte. Fragen zu Ruanda konnten die Schülerinnen und Schüler auch an Venuste Kubwimana stellen, der als ruandischer Stipendiat an der Universität in Kaiserslautern Bauingenieurwesen studiert. Moderiert wurde die halbstündige Diskussion nach dem Film von den Organisatoren Marcel Roder und Conny Largè-Neu. Der Besuch der Dokumentation diente auch dazu, die Schülerinnen und Schüler für das Thema Ruanda im Kontext des Spendenlaufs am 12. September zu sensibilisieren.