Unter dem Motto „Nein zu Rassismus! Black lives matter“ fand auch in Mannheim auf dem Schlossplatz am 6. Juni 2020 eine Silent Demo statt. Von unserem „Schule-ohne Rassismus“-Team waren zwei Schülerinnen dabei. Auch drei Lehrkräfte vom Team nahmen an der Demo teil. Die Initiative, sich an der Demo zu beteiligen, ging von Anastasia aus. Sie ist Mitglied in unserem Schülerteam und berichtet hier kurz über ihre Erfahrungen:
„Mein Name ist Anastasia und ich berichte darüber, wie ich auf die Idee gekommen bin, an der Silent Demo in Mannheim teilzunehmen. Auf die Demo aufmerksam geworden bin ich durch Instagram. Zunächst wurde nur berichtet, dass an vielen Orten in Deutschland solche Demos geplant sind. Als ich dann hörte, dass auch in Mannheim eine Demo stattfinden sollte, habe ich etwas recherchiert, um nähere Einzelheiten herauszufinden. Im Messengerdienst „Telegram“ wurde eine Gruppe erstellt, in der die Details über die Organisation besprochen wurden.
Die beiden Veranstalterinnen Sima und Ifra waren auf der Suche nach „Ordnern“, was mich sehr interessierte. Die Ordner waren dafür zuständig, dass es auf der Demo keinen Probleme gibt und sich alle an die Hygienevorschriften halten. Als Ordnerin musste ich am Veranstaltungstag eine Stunde früher kommen, weil wir von der Polizei eingewiesen wurden. Wir bekamen genau gezeigt, was bei Problemen zu tun ist. Als Erkennungsmerkmal wurden uns Bänder um den Arm gelegt.
Wir wurden dann in 4er-Gruppen eingeteilt und waren für bestimmte Bereiche zuständig, die zuvor auf dem Boden des Schlossplatzes aufgemalt worden waren. Auf der Demo selbst war es friedlich und es ist zum Glück zu keinen größeren Problemen gekommen, da alles nach Plan lief. Jedoch hätte ich nicht erwartet, dass wirklich so viele Menschen kommen. Vom Besucherandrang war ich schon etwas überwältigt. Als sich dann gegen Ende hin alle Besucher langsam auf den Heimweg gemacht haben, versammelten sich noch einmal alle Helfer und allen wurde von den Veranstaltern für ihr Egagement gedankt.
Die Teilnahme an der Veranstaltung war für mich eine schöne Erfahrung. Ich finde es wichtig, dass das Thema „Rassismus“ auch hierzulande intensiver behandelt wird. Deshalb engagiere ich mich auch in der Schule in der AG „Schule ohne Rassismus“. Die Zustände in Deutschland sind nicht so schlimm wie in den USA, aber auch hierzulande ist nicht alles optimal.“
Wie schon erwähnt, nahmen wir auch zu dritt als Lehrkräfte an der Demo teil. Wichtig war uns, unsere beteiligten Schülerinnen in ihrem Engagement zu unterstützen. Natürlich haben wir uns im Vorfeld ziemlich viele Gedanken darüber gemacht, ob es zur Zeit sinnvoll ist, an so einer Demo teilzunehmen. Zumal auch nicht klar war, wieviele Teilnehmer kommen würden. Auch diskutierten wir durchaus intensiv darüber, ob so eine Demo nicht nur einem platten Antiamerikanismus huldigt und inwieweit die Kritik an antisemitischen Strömungen in der „Black lives matter“-Bewegung einzuschätzen ist.
Letztendlich haben wir uns aber dafür entschieden, in diesem Fall alle Relativierungen mal beiseite zu schieben und den Hintern von der Couch zu bekommen. Wie Anastasia schon geschrieben hat, auch hierzulande läuft nicht alles optimal. Und das ist noch zurückhaltend ausgedrückt, wenn an an die die NSU-Morde, Hanau oder den Mord am CDU-Politiker Lübcke denkt. Auch für uns war die Teilnahme an dieser friedlichen Demo eine interessante Erfahrung. Es bleibt zu hoffen, dass das Engagement nicht schnell im Sande verläuft, sondern sich die Bedingungen für PoC nachhaltig verändern werden. Dafür müssen wir gemeinsam mit den Schülerinnen und Schüler eintreten. Und die Voraussetzungen sind gut: Wir haben es hier mit einer Generation zu tun, die gar nicht dem Vorurteil einer unpolitischen und desinteressierten Jugend entspricht.
Empfehlenswerte Literatur zur Thematik:
Alice Hasters: Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten
Noah Sow: deutschland schwarzweiß
Tupoka Ogette: exit RACISM – rassismuskritisch denken lernen
Kübra Gümüşay: Sprache und Sein