Vom 2. November 2019 bis zum 11. November 2019 nahm ich an einer Studienreise nach Israel teil, die von der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz angeboten wurde. Die Fahrten der Landeszentralen und der Bundeszentrale für politische Bildung bieten immer ein reichhaltiges und hochinteressantes Programm, das in aller Kürze kaum beschrieben werden kann. Ich gehe deshalb nur skizzenhaft auf meine Highlights der Tour ein:

Beeindruckend war der Besuch in der Oase des Friedens (Newe Shalom/Wahat Al-Salam), einem Friedensdorf. Es wird von jüdischen und arabischen Israelis bewohnt, die sich gemeinsam für Gleichberechtigung und Verständigung zwischen beiden Völkern einsetzen.
Ebenso interessant waren die Vorträge und Gespräche mit den Journalisten David Witztum und Guy Azriel, die die aktuelle politische Situation in Israel (Patt bei den Parlamentswahlen, Gaza-Konflikt, Medienberichterstattung) thematisierten.
In Jerusalem lohnt ein Besuch an der Klagemauer, allerdings ist tagsüber doch sehr viel los. Beeindruckender ist es nachts durch die menschenleere Altstadt zur Klagemauer zu gehen. Ein Pflichtprogramm für geschichtsvergessene Europäer sollte auch der Besuch von Yad Vashem sein.
Erstmals konnte ich auf dem Tempelberg auch die Al-Aqsa-Moschee und den Felsendom betreten, was nur mit Sondergenehmigungen möglich ist.
In Bethlehem besuchten wir Life Gate, ein Rehabilitationszentrum, und gegen Abend diskutierten wir anlässlich ihres Vortrags in der Jerusalemer Altstadt mit der deutschen Botschafterin.
Auf der Fahrt nach Beersheva legten wir einen Zwischenstopp bei der Beduinengemeinschaft „Arára BaNegev“ ein. Diese Siedlung wurde 1981 nach dem Friedensabkommen mit Ägypten gegründet, nachdem die Beduinen, die in der Nähe lebten, von ihrer ursprünglichen Siedlung evakuiert wurden, um einen israelischen Militärflughafen vom Sinai dorthin zu verlegen. Sie haben landwirtschaftliches Land im Austausch für ihr Land erhalten.
In Beersheva besuchten wir die Stadtverwaltung und bekamen das neue High-Tech Zentrum vorgestellt, in dem 2024 voraussichtlich 14000 „High-Tech“-Professionals arbeiten werden.
In Tel Aviv machten wir Halt in der Campus-Bialik-Rogazin-Schule, die die Kinder von Wanderarbeitern aus der ganzen Welt, Flüchtlinge aus Afrika sowie neue Einwanderer beherbergt.
Am gleichen Tag noch bekamen wir die Gelegenheit in den Büros der Heinrich-Böll-Stiftung in Tel Aviv mit dem Büroleiter, Dr. Steffen Hagemann, zu sprechen. Er betonte, dass die Schwierigkeiten in den deutsch-israelischen Beziehungen oftmals aus den unterschiedlichen Narrativen resultierten. Dort ein Volk, für das gilt: „Nie wieder Opfer!“, auf der anderen Seite eines, für das gilt: „Nie wieder Täter!“.
Auf der Weiterfahrt nach Haifa wurden wir im Kibbuz Nahshaolim von Kurt Rave empfangen, der erzählte, wie er nach Israel eingewandert ist. Auf dem Berg Carmel lud uns anschließend Ahed Al Assisi ein, der uns über die Gemeinschaft der Drusen informierte.
Ein besonderes Highlight war für mich noch der Besuch des Fußballspiels zwischen Maccabi Haifa und Beitar Jerusalem. Das stand zwar nicht auf dem offiziellen Programm, aber am letzten Abend verzichtete ich auf das Abendessen und machte mich per Taxi auf den Weg zum Stadion in Haifa. Mit etwas Glück kam ich noch ins ausverkaufte Stadion. So konnte ich ein spannendes Spiel in toller Atmosphäre miterleben.
Ich habe bewusst diese Highlights ausgewählt, weil sie für mich neu waren. Da ich schon mehrfach in Israel war, hatte ich in der Vergangenheit schon einiges von den weiteren Programmpunkten gesehen, die auch noch auf der Tagesordnung standen und für jede Israelreise essentiell sind: Besuch der Knesset, Altstadt von Jerusalem, Ölberg, Massada, Totes Meer, Jaffa, Herzlmuseum und Nationalfriedhof, Cäsarea, Bahaigärten in Haifa…

Die Studienreise war von Bernhard Kukatzki und Alfred Wittstock hervorragend organisiert. Natürlich begleiteten die beiden auch die Gruppe auf der ganzen Reise und standen kompetent für Fragen zur Verfügung. Von Bernhard habe ich auch das eine oder andere Foto verwendet, da er auch mit dem Handy tolle Fotos macht. Auch die weiteren Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieser Gruppenreise waren sehr interessiert und lebhaft an den zahlreichen Diskussionen beteiligt.

Im Grunde genommen sollten alle Lehrkräfte von Zeit zu Zeit solche Studienreisen unternehmen, um sich vor Ort und in der Diskussion mit ausgewählten Gesprächspartnern ein unmittebares Bild von der Situation zu machen. Im Fall von Israel ist dies besonders wichtig, da die tendenziöse Darstellung des sogenannten „Nahostkonfliktes“ in den Medien häufig kritisiert wird. Und auch vor dem Hintergrund des zunehmenden Antisemitismus in Deutschland sollte die Beschäftigung mit jüdischem Leben wieder stärker in den Fokus genommen werden. Gerade hierzulande wird oft angemerkt, dass nur Empathie für tote Juden aufgebracht werde, nicht aber für die lebenden.
Daran etwas zu ändern, auch dazu kann eine solche Reise nach Israel beitragen.